„Burg und Herrschaft im Harzgebiet – Die Umbruchszeit des 11. Jahrhunderts und eine Burg auf dem Burgberg über Darlingerode?“
Anlässlich ihrer Gründung Anfang 2017 organisierte die Arbeitsgruppe Burgberg des Heimatvereins Darlingerode in der Reihe „Komm zum Komturhof“ am 09.Mai einen Vortrag zu den Mittelalterburgen am Nordharzrand unter besonderer Beachtung des Kapitels- oder Burgberges südlich von Darlingerode.
In der Vorankündigung wurden Fragen in den Raum gestellt wie: Trug der schroffe Bergrücken über dem Sandtal einstmals eine Höhenburg aus dem 11. Jahrhundert? Welchen Zweck hatte solch ein mögliches Bollwerk am heutigen Radwanderweg 1, dem einstmaligen Weg deutscher Könige und Kaiser? Welche Beziehungen sind zwischen dieser Stelle und ähnlichen, ehemaligen Nachbarburgen, wie etwa der Ahlsburg und dem Ilsestein, denkbar?
Mögliche Antworten auf diese Fragen erzeugten ein derart starkes Interesse, daß der Festraum im Komturhof brechend voll war. Die über fünfzig Stühle reichten nicht. Etliche Gäste verfolgten die Ausführungen von Dr. Jan Habermann im Stehen.
Der Mediävist hatte für seinen Vortrag das Thema „Burg und Herrschaft im Harzgebiet – Die Umbruchszeit des 11. Jahrhunderts und eine Burg auf dem Burgberg über Darlingerode?“ gewählt.
In seinem einstündigen Vortrag führte der Mittelalterwissenschaftler in eine andere Welt, die dennoch vor unserer Haustür liegt. Habermann gelang es, die Anwesenden über die gesamte Zeit zu fesseln und dabei Neues zu vermitteln oder Vergessenes aufzufrischen.
Dass der Harz als Durchgangsgebiet und Ressourcenkammer der deutschen Könige und Kaiser auf das engste mit dem hochmittelalterlichen Reich verbunden war, belegen nicht nur die heute noch ausgewiesenen Königswege oder die insgesamt 19 Pfalzorte, sondern auch Burgruinen auf markant erhöhten Bauplätzen. Diese Befestigungswerke sicherten nicht nur die Durchreise der Herrscher, sondern demonstrierten auch Stärke und Machtanspruch des Reiches gegenüber den alteingesessenen sächsischen Adelssippen. Das Bedürfnis der Könige und Kaiser, die seit dem ersten Drittel des 11. Jahrhunderts dem salischen, d. h. fränkischen, Herrscherhaus angehörten, speist sich aus der zunehmenden Rivalität dieser hierzulange als landfremd angesehenen Reichsoberhäupter. Seit Kaiser Heinrich III. (1017 bis 1056), der zwischen 1039 und 1042 seine Pfalz in Goslar bauen ließ und in die Grafschaften des Harzes neue Machtträger einsetzte, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Saliern und Alt-Adel zunehmend. Offener Konflikt und Krieg standen schließlich unter dem Sohn und Nachfolger, König Heinrich IV. (1050-1106), bevor. Dieser ließ gegen den sächsischen Adel die mächtige schwäbische Adelssippe der Steußlinger am Harz sesshaft werden und stattete sie mit Rodungsherrschaften, Amtsbefugnissen und Burgkommandos aus. Mehr als 34 Mal suchte Heinrich IV. den Harz auf und versuchte dabei gleichzeitig, mit einem bahnbrechenden Burgenbau (u. a. Harzburg, Ilsestein, Heimburg, Sachsenstein) seine Macht abzusichern. Es sind jene Entwicklungszüge die erklären helfen, ob und warum eine Burg auf dem heutigen Burgberg/Kapitelsberg existiert haben könnte.
Ordentlicher Applaus war der Dank für Dr. Habermann, der als Initiator der Burgberggruppe auch Mitglied im Heimatverein ist.
In der anschließenden Diskussion berichteten vor allem ältere Darlingeröder über ihre Kenntnisse und auch Erlebnisse mit dem Kapitelsberg. Dieser Berg ist bei ihnen immer noch der „große Borrberg“. Der unmittelbar vorgelagerte Haidknüll ist der „kleine Borrberg“.
Mit Freude konnten die „Burgenforscher“ vermerken, daß nach diesem Abend fünf weitere Personen in ihrer Arbeitsgruppe des Heimatvereins mitarbeiten wollen. Ihnen steht eine spannende und interessante „Spurensuche“ bevor.
Wer mitmachen möchte, bitte hier melden.